Marcellus (Magister militum)

Wappen des „Marcello Tegalin“ nach Vorstellungen des frühen 17. Jahrhunderts. Die Heraldik setzte erst im 3. Viertel des 12. Jahrhunderts ein, später wurden rückblickend auch Wappen an die frühen Dogen vergeben, die nie ein solches Wappen geführt hatten („fanta-araldica“); dies diente dazu, die Familien dieser Epoche mit möglichst frühen Dogen in ein verwandtschaftliches Verhältnis zu setzen, was ihnen Ansehen sowie politischen und gesellschaftlichen Einfluss verschaffte.[1]

Marcellus, früher meist Marcello Tegalliano, auch Marcello Tegalin genannt (* 2. Hälfte 7. Jahrhundert; † vielleicht 726 in Heracleia), war nach der staatlich gesteuerten Geschichtsschreibung der Republik Venedig von 717 bis 726 ihr zweiter Doge. Zeitweise galt er gar als Beschützer der Freiheit Venedigs gegen die Langobarden, ähnlich wie Numa Pompilius für Rom.

Seine Historizität ist seit einem Jahrhundert umstritten, nur die venezianische Geschichtsschreibung kannte ihn als Dogen, während er in den frühesten Quellen ab 840 nur als „Marcellus“ erscheint. In diesen Quellen wird er zudem nicht als Dux (Doge) – sieht man von einem an dieser Stelle gefälschten päpstlichen Brief ab –, sondern als „Magister militum“ geführt, als Heermeister, was ihn in die Nähe kaiserlicher Amtsbezeichnungen rückt. Inzwischen gilt er nur noch als Amtsträger in der byzantinischen Provinz Venedig. Infolgedessen wird nunmehr Orso Ipato als erster Doge geführt.

  1. Es wurden also die Wappen der sehr viel späteren Nachfahren dieser Dogen, vor allem seit dem 17. Jahrhundert, auf die angeblichen oder tatsächlichen Mitglieder der (angeblich) seit 697 in Venedig herrschenden Familien zurückprojiziert: „Il presupposto di continuità genealogica su cui si basava la trasmissione del potere in area veneziana ha portato come conseguenza la già accennata attribuzione ai dogi più antichi di stemmi coerenti con quelli realmente usati dai loro discendenti“ (Maurizio Carlo Alberto Gorra: Sugli stemmi di alcune famiglie di Dogi prearaldici, in: Notiziario dell'associazione nobiliare regionale veneta. Rivista di studi storici, n. s. 8 (2016) 35–68, hier: S. 41).

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